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Es gibt viele Gründe mit etwas anzufangen, es anders zu machen oder es zu lassen. Das ist in fast allen Lebensbereichen so und in der Kinheit wird man von seinen Eltern und seiner Umgebung geprägt. Ich weiss nicht, was geworden wäre, wenn sich mein Vater nicht Anfang der 60er-Jahre eine damals moderne Kleinbildkamera gekauft hätte, - ich glaube, es war eine AGFA-Kamera. Die hatte Belichtungsmesser, es gingen 36 Bilder auf einen Film und ich sah zu, wie mein Vater sehr kreativ mit dieser Kamera umging. Er suchte sorgsam Motive aus, prägte den Spruch "im Vordergrund muss immer was Rotes sein" und spielte mit Langzeitbelichtungen bei verschiedenen Blenden bei Aufnahmen von Gittern oder Feuerwerk, natürlich vom Stativ. Sagen wir mal so, ein Fotoapparat war in unserer Familie immer präsent und die Urlaubsfilme blieben nie bis Weihnachten in der Kamera. Mein Vater nahm meistens den CT18 Farbdiafilm. Den konnte man mit dem beiliegenden Versandbeutel in der damaligen Metalldose nach Giesing ins AGFA-Werk zum Entwickeln schicken. Aber auch die langen Diaabende sind mir als Kind in den 60er-Jahren nicht unbekannt, wo man den Urlaub nochmal Revue passieren ließ.

Das war dann auch mein Einstieg mit all diesen Erlebnissen im Hintergrund in diese Fotografiererei. 1964 bekam ich Vaters abgelegte Kamera in die Hand und kaufte meine ersten Filme in der Drogerie nebenan von meinem Taschengeld. Na ja, wenn ich dann die Kontaktabzüge aus der Drogerie holte, gab es schon mal eine kleine Anschubfinanzierung meiner Mutter.

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Und was fotografiert man so als 9-Jähriger? Sagen wir mal, die ersten Versuche waren nicht immer von Erfolg gekrönt. Aber durch die Tatsache, dass diese 6x6-Kamera keinen Belichtungsmesser besaß und ich auch keinen externen Belichtungsmesser anschaffen konnte, orientierte ich mich an der Formel meines Vaters für den CT18, also 18 DIN: bei Sonne Blende 16 / bei 1/60tel Belichtung. Das konnte ich dann für die Empfindlichkeit meines verwendeten Films nachrechnen. So wurde schon sehr früh die Abhängigkeit von Blende, Belichtungszeit und Filmempfindlichkeit eingebrannt ins Hirn und ist bis heute nicht wegzudenken, - alle modernen Automatiken hin oder her. Die ersten Schritte mit Bildausschnitt und Timing gingen nicht immer gut. Aber ich habe von Anfang an meine Welt recht genau beobachtet, Motive gesucht und war & bin immer ein ruhiger Beobachter über die Jahrzehnte geblieben. 

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Lange Zeit war es keine Frage, was für ein Equipment ich beim Fotografieren habe, es war schlicht das Geld die Grenze, was man sich leisten konnte & wollte. So war nach der 6x6-Kamera die folgende Exakta kein Abwägen von irgendwelchen Vor- oder Nachteilen bei den Features der Kamera, es war schlicht die billigste Kleinbildkamera mit Wechselobjektiven, die ich bei einem kleinen verschrobenen Gebrauchtkamera-Laden damals in der Hackenstraße erwerben konnte und der rumänische Verkäufer kam mit beim Preis entgegen. In diesem Laden kam ich dann öfter vorbei, um zu meinem 50mm-Objektiv auch noch ein 135mm-Objektiv anzuschaffen und später ein Kilfitt 300mm-Teleobjektiv, - das allerdings konnte ich 1974 aus dem ausgemusterten bestand des BR erwerben und baute statt ARRI-Bajonett ein Exakta-Bajonett dran. 

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Es folgen dann diverse Minolta X700 Kameras, denen ich auch wegen des Objektivparks bis 2001 treu blieb. Experimentierfreudiger war ich mit den Filmen. Es waren meistens ILFORD-Filme und ich hatte bis in die 80er-Jahre einen großen DURST-Belichter und verschoss bis 1985 noch viel Fotopapier in meiner Dunkelkammer. Selber Filme entwickeln war nicht so mein Ding, Anfang der 70er-Jahre bis 1974 fast durchgehend, aber es war aufwändig und manchmal versaute man ganze Filme, Zeit nicht eingehalten, Lichteinfall, - das gab ich bald in die Hände von Fotolaboren, meiste damals dem Hertie an der Münchner Freiheit. Ich machte Ausflüge mit dem KODAK Recording Film, 3600 ASA versprach der, - und war an Körnigkeit kaum zu übertreffen. Ich war immer schon etwas im Bereich des avaible lights unterwegs, - das hat sich bis heute gehalten, das verlernt man nicht. Ich habe es auch mit Infrarot-Filmen probiert, - man lässt nichts aus.

Die generelle Frage, mit was man fotografiert war, wie schon gesagt, anfangs eine schlichte Geldfrage. Mit dem ersten Gehalt ab 1975 und selbstverdientem Geld konnte man sich dann schon eher der Qualitätsfrage widmen. Ich denke, bei mir waren dann weitere Anschaffungen meistens von Anlässen geprägt. Das begann, hier ist dann Film, Video oder Foto egal, 1992 mit meiner Arbeit im Olympischen Fernsehzentrum in Albertville, - ein klassischer Moment, gutes Equipment dabei zu haben. Die leiß ich mich zu einer großen Hi8-Canon Videokamera hinreißen, die dann auch die komplette Zeit des Großwerdens meine Kinder abdeckte. 

Für meine 3-monatige Australienreise im Jahr 2000 habe ich mir dann eine DV-Kamera angeschafft. Fotografiert habe ich damals noch analog auf Diafilm, - 2 Kameras, eine mit Diafilm normalempfindlich und eine Highspeed-Kamera. Damals wartete ich immer auf eine erschwingliche Digitalkamera mit Wechselobjektiven, - aber das dauerte noch.

Bei meiner Reise 2017 wieder 3 Monate nach Australien, verließ ich mich auf schmales Equipment, also Foto die EOS 550D und zum Filmen die Lumix TZ81 und die BMPCC Pocket. Letztere scheiterte leider an der mangelhaften Bildstabilisierung, da ich unstabilisierte Objektive verwendete. Die Lumix tat gute Dienste, aber der Autofokus war nicht optimal und die Handhabung manchmal nervig. Alles in allem sehr gute Ergebnisse, aber ich schaute mich um nach einer wirklich guten Videokamera. Ich fand damals die SONY XDCAM, - die hätte ich mal ein halbes Jahr früher kaufen sollen und ich hätte mir viel Ärger erspart. Also es ist ein  Abwägen, wann man was für was anschafft. heute habe ich sogar Objektive für spezielle Drehs angeschafft, - das ist dann auch bei der Arbeit sehr befriedigend, - wenn man es sich leisten kann. 

Zu guter Letzt halte ich seit 2022 mit meiner EOS 90D erstmals eine Kamera in der Hand, die ich gleichwertig für Fotos und Video einsetzen kann, - da hat es dann doch noch länger gedauert als ich 2022 dachte, - macht nichts, heute habe ich perfektes Equipment in der Hand und werde neugierig bleiben.

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Ich möchte noch anmerken, dass man ja von seinen Eltern nicht lernt, sondern eigentlich alles kopiert und nachmacht. Ich habe es bei meinen Kindern ebenso passieren lassen und mein Sohn interessierte sich schon früh für mein Equipment und fotografiert heute ebenso eifrig wie meine Tochter, der ich gerade erst wieder ein neues Zoomobjektiv schickte, - Bildermenschen wie ich generieren neue Bildermenschen und das ist gut so.

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