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Nach 5-wöchiger Bauzeit erreichte die sogenannte "2. gemeindliche Linie" am 21.September 1892 den Baldeplatz und führte anfangs weiter über die Isar bis zur Kreuzung Humboldstraße /Pilgersheimerstraße.

Drei Jahre nach der Eröffnung dieser Trambahnstrecke beginnt nun die Geschichte der Einrichtung einer Wartehalle und einer Bedürfnisanstalt am Baldeplatz: 1895 genehmigte die Local-Bau-Commission ein gusseisernes Pissoir am Baldeplatz mit 3 Stehplätzen.

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 © Stadtarchiv München

Im Januar 1896 gibt es schon Planungen für dieses Pissoir, das sogar schon an eine Abwasserleitung angeschlossen werden soll. Es wird noch im selben Jahr erstellt.

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 © Stadtarchiv München

Die Geschichte einer Wartehalle, die nie gebaut wurden

Unser erstes Bild ist von 1905 und da mussten die Fahrgäste der Trambahn noch ohne Wartehäuschen auf die nächste Trambahn warten.

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 © Stadtarchiv München

Der Baldeplatz wurde ein richtiges Verkehrsdrehkreuz von Ost nach West und Süd nach Nord, nachdem 1907 auch die isarparallele von der Mauerkirchnerstraße zur Schäftlarnstraße eröffnet wurde.

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 © Archiv FMTM e.V.

Der am 11. Dezember 1910 im Gasthof zur Pfalzburg in der Reifenstuelstraße tagende Heimat- und Bürgerrechtsverein Süd fordert in einem Schreiben an den Magistrat eine Toilettenanlage und einen Warteraum am Baldeplatz.

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Schon am 23.Januar 1911 gibt eine erste Entwurf-Skizze für eine achteckige gemauerte Bedürfnisanstalt am Baldeplatz mit Türmchen.

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Ein paar Tage später kommt schon das Aus für dieses Projekt: nicht nur die Bedürfnisanstalt wird wegen Geldmangels nicht gebaut, auch ein Warteraum wird vom Stadtbauamt abgelehnt. 

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 © Stadtarchiv München

Auch ein weiterer Vorstoß des umtriebigen Heimat- und Bürgerrechtsverein Süd vom November 1911 für eine Wartehalle und eine Bedürfnisanstalt am Baldeplatz scheitert an den Geldmitteln, 1912 ist leider nicht möglich, - aber vielleicht 1913.

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Die Planung der Bedürfnisanstalt an Baldeplatz hat sich nun gewandelt und wird in etwas abgespeckter Version geplant, das Türmchen und runden Fenster sind weggefallen. Kalkulierter Preis: 20.000.-Reichsmark.

Spätestens ab hier kann man erahnen, dass es eine längere Geschichte werden könnte: jedenfalls erstellt man schon mal die Skizze des Standortes für diese neue Bedürfnisanstalt: am gleichen Platz wie das dort 1896 gebaute Pissoir.

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 © Stadtarchiv München

So nimmt die Geschichte ihren Lauf: der 1.Weltkrieg bricht aus und auch 1913 wird nicht gebaut, sondern nur geplant: Holz statt Stein, niedrigere Raumhöhen, einfachere Ausstattung, alles zusammen für nur 16.000.- Reichsmark. Schließlich dezent alles über die Jahre verschoben: der Baldeplatz bekommt weder einen Warteraum noch eine Toilettenanlage. Vielleicht wird es 1916 etwas?

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Im Oktober 1915 wird nochmal der Zeichner bemüht, einen weiteren Entwurf für eine Bedürfnisanstalt am Baldeplatz zu erstellen. Diesmal ist das Türmchen wieder aktuell und die städtische Gasanstalt zeichnet gleich die zu verlegenden Leitungen für die Beleuchtung ein, - ob diese Lichter je brennen werden?

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Der geneigte Leser erkennt ein Muster und es kommt die Vermutung auf: das wird wohl nie was.

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Am 21.6.1924 kommt das knappe und endgültige Aus für eine Bedürfnisanstalt am Baldeplatz vom Münchner Bürgermeister Eduard Schmid.

Tote leben länger: im Oktober 1937 kommt das Thema eines Ersatzes des Pissoirs aus dem 19 Jahrhundert wieder auf die Tagesordnung des Stadtrat, nachdem es 1935 schon einige Bürgeranfragen gab.

Hier kann man die Geschichte abkürzen: diese Bedürfnisanstalt wurde noch als unterirdisches Bauwerk geplant und 1938 dann wieder mal komplett gestrichen: der 2.Weltkrieg begann. So kam der Baldeplatz nie zu einer Wartehalle oder eines Toilettenanlage, - bis zum 2.Weltkrieg bleibt das gusseiserne Pissor dort stehen.

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Das Happyend:

Hausnummer Baldeplatz 1a: 1952 wurde tatsächlich die erste Wartehalle im Nierentisch-Design mit Bedürfnisanstalt und Kiosk erbaut. 

 © Archiv FMTM e.V.

 © Archiv FMTM e.V.

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Dieses Gebäude ist erhalten und ist heute noch als Blumenladen in Betrieb, auch lange nachdem die Trambahnen von hier verschwunden sind.

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 © Reinhold Kocaurek

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